Richard von Seebach (1141) und die Herren von Wildon

Die ältesten Urkunden eines „Seebachers“ in Österreich stammen von 1141.

 

  • Ein Richard von Seebach wird 1141 als Ritter im Gefolge des Marktgrafen Leopold IV genannt. („Leopold der Freigiebige“, 1108-1141, Marktgraf von Österreich und Herzog von Bayern, Bruder von Heinrich II „Jasomirgott“1107-1177). [1]
  • Ebenfalls 1141 bezeugt „Rechhere de Sebach“ eine Urkunde des Stifts Reichersberg in Oberösterreich. [2]
  • In der Literatur wird dieser Richard von Seebach mit „Richer von Eferding“, „Richer von Hengist“, „Richer von Riegersburg“ und „Richer von Wildon“ gleichgesetzt. Er gilt als Ahnherr der Wildonier. [3]
  • Im frühen Mittelalter war es besonders bei dem „niedrigen“ Adel Brauch, sich nach dem Stammsitz bzw. der Burg zu benennen. So finden wir bei Richard von Seebach gleich 5 Beinamen, seine Brüder waren Herrand von Hohenberg, Gundaker von Steier/von Steinbach und Helmhard von Steinbach. [4]
  • Die frühere Annahme seiner Abstammung von Edelfreien Vögten aus Brixen wurde inzwischen revidiert, weil seine Eltern eindeutig nach Steyr zuordenbar sind. Sein Vater war Richer 1130+ (ohne Beinamen) der 1080 als Hochfreier Rihheri dokumentiert ist und der seit 1120 als Ministerialer der Markgrafen von Steier verzeichnet ist, seine Mutter war Truta von Stadel (Stadelkirchen bei Steyr). Somit gehörte Richard von Seebach zur Sippe der Gundakare von Steier, die adelige Dienstleute der Traungauer waren. Er war ein enger Berater des Marktgrafen Ottokar III von Steier. [5]
  • Neben Eferding in Oberösterreich gibt es einen kleinen Ort namens Seebach. Ob Richard sich nach diesem Seebach benannte, ist nicht dokumentiert. In Eferding war im 12. Jhd ein Amtssitz des Bistums Passau, der später zum Schloss Starhemberg erweitert wurde. Die Herrschaft von Eferding wurde von Richers Bruder „Gundaker von Steyr“ verwaltet. [6]
  • Markgraf Ottokar III dürfte um 1140 Richer von Eferding mit der Hengistburg in der Südsteiermark belehnt haben, um Kontrolle über die Mark an der Mur zu erlangen. Folglich nennt sich Richer von Eferding - „Richer de Hengst“. Als er 1142 durch die Heirat mit der Tochter von Hartnig von Ort in den Besitz der Riegersburg kommt, wird er als „Richer von Riegersburg“ dokumentiert. Mit seinen Söhnen erbaut er neben der Hengistburg - Neu-Wildon und 1173 führt Richers Sohn Herrand erstmals den Namen „von Wildon“. [7]
  • 1146 nimmt Richard am 2. Kreuzzug teil, er begleitet mit mehreren steirischen Adeligen Ottokar III. [8]
  • Die Herren von Wildon stiegen als Rodungsherren in den führenden Kreis des steirischen Herrenstandes auf und sicherten sich durch Einheirat in lokale Adelsgeschlechter politischen Einfluss und Besitztümer. Sie bestimmten die Geschichte der Steiermark im 12. Und 13 Jhd. wesentlich mit und galten als mächtigste Ministerialienfamilie der Mittelsteiermark. Von Herrand von Wildon sind über 30 Urkunden erhalten, die er zwischen 1195-1222 für den Landesfürsten Leopold VI unterzeichnete. [9]
  • Unter Leutold und Ulrich von Wildon (um 1250) hatten die Wildonier die höchste Blüte und größte Besitzausdehnung erreicht, die von Oberösterreich bis Slowenien (Marburg) reichte. Leutold von Wildon gründete 1228 das Chorherrenstift Stainz- wo auch sein Grabmahl erhalten ist. [10]
  • Als Marschälle der Steiermark führten die Wildonier das steirische Aufgebot an, bei der Schlacht von Kroisenbrunn 1260 führte Ulrich von Wildon das steirische Landesbanner, bei der Schlacht am Marchfeld 1278 waren die Wildonier mit 200 Mann für Rudolf von Habsburg im Einsatz. [11]
  • Von Herrand II von Wildon (ca 1230-1278) stammen Minnelieder und Verserzählungen, er dürfte von seinem Schwiegervater Ulrich von Liechtenstein beeinflusst worden sein. [12]
  • Nach einem Aufstand (1292) gegen den Landesfürsten Herzog Albrecht I, verloren die Wildonier ihren Stammsitz und die meisten Besitzungen. Die Hauptlinie der Wildonier erlischt 1325, die Nebenlinie in Dürnstein/Diernstein (Steiermark) 1387. [13]
  • Seebach als Landschafts-Name kommt im Zusammenhang mit der Weinburg in der Südsteiermark vor, die ebenfalls im Besitz der Wildonier war. Harnid von Wildon tauscht 1278 sein „Haus in Seebach“, das er zu befestigen begonnen hat. Eine Urkunde von 1318 benennt dieses Seebach nach der Weinburg „castrum in Sepach Weinperch“. [14]
  • Am Fuße der Burg breitete sich früher ein großer See aus, der vom Saßbach durchflossen wurde, und man nimmt an, dass dieses Gebiet früher Seebach genannt wurde und dies zur Doppelbenennung der Burg „Seebach-Weinburg“ führte. [15]
  • 1294 kommt ein Alber (Albrecht) von Seebach zweimal als Zeuge einer Urkunde in Graz vor. Einmal wird er als Bediensteter von Hartnid von Wildon genannt [16], bei der zweiten Urkunde [17] steht sein Name vor den Wildonier-Bediensteten, sodass ein höherer Posten angenommen werden kann, aber sein Beiname „von Seebach“ dürfte sich sicher auf den Wohnort Seebach-Weinburg beziehen. [18]

 

Obwohl von den Wildoniern nur Richard den Beinamen „Von Seebach“ getragen hat, verwendeten die Wildonier das Wappen der Seebacher von Thüringen

(3 rote Seerosenblätter auf weißem Hintergrund) in abgewandelten Formen. Das Wappen von Ulrich von Wildon zeigt 3 grüne Seerosenblätter auf weißem Hintergrund.

 

 Mag. Ulrike Burtscher 2023


Wappen von Ulrich I von Wildon 1237

Wappen von Ulrich I von Wildon 1242

Stainz, neues Wappen

 

Gemäß der Wappenbeschreibung nach sämtlichen heraldischen Richtlinien sieht das Wappen von Stainz nun folgendermaßen aus:

Zwischen silbernen, mit je drei grünen Seerosenblättern (jedes Blatt symbolisiert einen Ortsteil), übereinander belegten Schildflanken in Rot unter zwei goldenen, sechszackigen Sternen und über einem goldenen Kreuz ein silbernes Katharinenrad hinterlegt mit einem schräglinks gestellten , silbernen Richtschwert.

Die sechs Seerosenblätter, von denen jeweils eines für eine Fusionsgemeinde steht, symbolisieren die Herren von Wildon als Gründer des Stiftes Stainz, die diese Figur in den steirischen Landesfarben in ihrem Wappen geführt haben.

Katharinenrad und Richtschwert sind die Attribute der Hl. Katharina von Alexandrien als Patronin der Stainzer Stiftskirche.


1. F.W.Behrens, Herzog Welf VI, letzter welfischer Stammherr in Süddeutschland und seine Zeitgenossen, Braunschweig 1829

 

2. Stiftsarchiv Reichersberg (1137-1857), Urkunde 1141, [http://monasterium.net], eingesehen 7.11.2022.

 

3. Ludmil Hauptmann, Mariborske Studije, RAD, Zagreb 1938

 

4. Karl Ferdinand Kummer, Das Ministerialiengeschlecht von Wildonie, , in Commission bei Karl Gerold’s Sohn, Wien 1879

 

5. Fritz Posch, Siedlungsgeschichte der Oststeiermark, Mitteilungen des öst. Institutes für Geschichtsforschung, Ergänzungsband XIII, 4.Heft, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1941

 

6. Gerhard Berthold und Hansjörg Pfeifer, Otokarische Ministeriale aus dem Traungau,

Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs, 8. Band, Hermann Böhlaus Nachf., Graz-Köln 1964

 

7. Heinz Dopsch, Die Hengstburg, Wildon und die Grafen Güssing, Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland Heft 79, Sigel WAB79, Eisenstadt 1989

 

8. Fritz Posch Fritz, Kreuz-, Pilger-, Minne- und Studienfahrten von Steirern im Mittelalter,

Sonderbände der Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark 17, Graz 1971

 

9. Otto Lamprecht, Der Besitzstand der Herrn von Wildon im Raume zwischen Mur und Raab,

Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark, Jahrgang 44, Graz 1953

 

10. Arnulf Kogler Arnulf, Die Wildonier und die Anfänge des Augustiner-Chorherrenstiftes Stainz, Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark, Jahrgang 9, Graz 1911

 

11. Fritz Posch, Die Herrschaft Riegersburg und Graf Poto (auch Boto) und seine Erben, Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark, Jahrgang 83, Graz 1992

 

12. Alfred Kracher, Herrand von Wildonie, Historischer Verein für Steiermark, Blätter für Heimatkunde 33, Graz 1959

 

14. Otto Lamprecht, Der Doppelname Sebach-Winberch, Zeitschrift des Historischen Vereines für

Steiermark Jahrgang 36, Graz 1943

 

15. Hans Pirchegger, Beiträge zur Geneaalogie des steirischen Uradels, Die Schenken von

Grimmenstein-Rabenstein, Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark Jahrgang 14, Graz 1916

 

16. Jakob Wichner, Geschichte des Benediktiner-Stiftes Admont, Band II: 1178-1297, Admont 1876, Seite 456, Urkunde Nr. 325 und Nr.326

 

17. Dr. Albert von Muchar, Geschichte des Herzogthums Steiermark, 6. Teil, Damian und Sorge, Gräz (Graz) 1859, Seite 98

 

18. Schober Mario, Die Besitzer und Quellen der Weinburg, Diplomarbeit Universität Graz 2013