Die Ritter von Seebach - Die Seebecken, Neulengbach, Niederösterreich

Der Seebach in Neulengbach im Wienerwald gibt dem Ortsteil Seebach seinen Namen. Die Ritter von Seebach gehörten zum österreichischen Landadel, sie verbreiteten sich im 13. bis 14. Jhd. in Niederösterreich bis Wien. In den älteren Urkunden werden sie als „Von Seebach“ geschrieben, um 1320 dürfte sich der Name Seebeck in den verschiedensten Schreibweisen durchgesetzt haben (Sebeck, Sepeck, Sepech, Sebekch, Seebeckh, Sewechk). Aufgrund der vielen männlichen Nachkommen verzweigte sich die Familie rasch und folglich lassen sich die genauen Abstammungen schwer rekonstruieren. [1]

Der Stammsitz der Ritter von Seebach war eine Burg mit Ringgraben, dort wo heute die Kirche Seebach steht. Die Burg gehörte wohl zum Burgengürtel am Rande des Wienerwaldes der als Verteidigungslinie gegen die Ungarn errichtet wurde. 1335 kommt sie in den Besitz des Klosters St. Pölten und wird abgetragen. Die heutige Kirche Seebach (Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit, früher Urbankapelle) weist spätromanische Teile (Apsis und Nordseite des Langhauses) auf, sie dürfte von den Seebachern aus den Resten der Burg errichtet worden sein. Um 1400 wurde die Kirche im Westen und Süden erweitert und der Turm erbaut. [2, 3]

  • Die ersten Urkunden zu den Seebachern stammen von 1268. Ein „M. de Sebach“ wird in einer Urkunde des Truchsessen Friedrich von Lengenbach genannt.
    Damit dürften die Seebacher in einem Naheverhältnis zu den Herren von Lengenbach gestanden sein (die Burg Neulengbach wurde 1189 erbaut). [4, 5]
  • Von 1268-1307 befinden sich im Stiftsarchiv Melk mehrere Urkunden die von Ulrich(I) und Wolfhard von Seebach bezeugt wurden. (1268 Ulrich, 1286 Ulrich und Wolfhard, 1300-1307 Wolfhard). Wolfhard’s Tochter Elisabeth wurde in der Wiener Minoritenkirche begraben. Ulrich und seine Frau Offemia Altenburger (Wilhelmsburg, Wildegg, NÖ) dürften ebenfalls dort begraben sein (+1304), denn ein Grabstein der sich früher in der Minoritenkirche befand, zeigt das Wappen der Seebacher. [6, 7, 8]
  • Gottschalk Sebech und seine Frau Guta sind 1322 in Neulengbach dokumentiert. Sein Bruder ist Dietrich der Sebech von Melk (1322, 1344, 1347). 1323 kaufen Meinhard Sebech und seine Frau Margarethe einen Hof in Gollarn. [9]
  • Nach 1335 wird die Burg Seebach abgetragen und die Brüder Gottfried, Niklas, Ulrich(II), Jans/Hans und Heinrich und verlegen ihren Wohnsitz 1352 auf die Burg Baumgarten in Ollersbach (Gemeinde Neulengbach). Jans und seine Frau Anna verkaufen 1352 ihr Haus in Tulln. [10]
    5 Generationen Seebecken von Seebach bewohnen die Burg Baumgarten, bis sie 1503 verkauft wird.
  • Gottfried von Seebach (urkundlich belegt von 1320-1363) gründet mit der Witwe Kunigunde Gyleis die Linie der Seebecken von Wolfsbach in Neulengbach. Er ist Richter in Mautern an der Donau. Sein Sohn ist Ruprecht verheiratet mit Elsbeth (1355) und Dorothea (1379); ihre Söhne sind Erhart, Gorig/Jorig/(Georg), Hans und Coloman. [11]
  • Friedrich der Seebeck besitzt 1368 die Burg Röhrenbach/Ranzenbach und die Herrschaft Kilb; 1387 heiratet seine Tochter Dorothea Konrad von Weitra II und bekommt als Morgengabe die halbe Burg Grossau (Bezirk Horn, Waldviertel). [12]
    1406 siegelt Wolfgang der Sebeck einen Erbvertrag für seine Cousine Kathrin Weitra. Er besitzt auch einen Grund in Grinzing. [13]
  • Ulrich (III) der Seebeck von Seebach (verh. mit Wendel/Wandula, urkundlich belegt von 1364-6.10.1402+) erwirbt um 1365 die Burg und Herrschaft Baden, Niederösterreich. Er nennt sich öfters Ulrich der Seebeck zu Baden.
    Seine Brüder sind Philipp der Seebeck (1369, 1387, 1400+) der Pfarrer zu Kilb, Hans und Ruprecht. Philipp und Ulrich stiften 1387 eine ewige Messe auf dem Frauenaltar in der Kirche Seebach. 1388 kauft Philipp seinem Vetter Hans dem Sebeck von Wolfsbach ein Bergrecht (Weinanbau) zu Enzelsfeld ab und schenkt es der Kirche Seebach. Philipps Grabmal (+1400) befindet sich in Kilb. [14, 15]
    Hans ist 1370 als Hans der Sebeck von Seebach und 1382 als Hans der Sebeck von der Leiten verzeichnet. Sein Sohn ist ebenfalls Hans, vermutlich ist er Johannes Sebewk von Kimling (Kimle, Ungarn) dessen Tochter Anna Luchar der Martinskirche in Eisenstadt 1417 viel Besitz stiftete. [16]
    Eine Schwester der Brüder ist Hildegard (Hilkard), sie ist mit Christian dem Tachensteiner verheiratet, der Name der zweiten Schwester ist nicht bekannt, sie ist die Frau des Jörg Stickelperger. [17]
  • Jörg von Seebeck (verh. mit Katharina Weydner) ist der Vetter von Ulrich III und seinen Brüdern. Er hat von 1386-1401 die Burg Unterturm (Vestenthurn) in der Gemeinde Altlengbach als landesfürstliches Lehen inne. Er ist Verwalter auf der Burg Neulengbach, sein Sohn Georg (verh. mit Susanne) ist ebenso Pfleger auf der Burg Neulengbach. [18]
    Um 1380 besitzen die Seebecks die Burgen Baumgarten, Wolfsbach, Unterturm, Röhrenbach bei Rappoltenkirchen, Leithen und Kogl (1394).
  • Koloman II der Seebeck von Wolfsbach, Burggraf auf Rauhenstein in Baden, heiratet 1381 Agnes Schaffer zu Gars, die Witwe von Konrad von Weitra I. Nach seinem Tod 1404 erbt ihre gemeinsame Tochter Kathrin, Frau des Friedrichs des Verlein, die halbe Burg Wolfsbach.
  • Niklas (Sohn von Ulrich III) ist von 1403-1420 Besitzer der Burg Seebenstein und nennt sich nun Niclas der Seebeck zu Seebenstein. Er ist kaiserlicher Hauptmann von Laa an der Thaya, er besitzt auch die Burgen Thomasberg und Aspang. Als Albrecht V von Habsburg 1411 die Regierungsgeschäfte in Wien übernimmt, wird Niklas als einer seiner Räte ernannt. 1413 veranlasst er den Umbau der Burg Laa, 1417 verkauft er sein Haus in Wien (St. Johannisgasse), 1418 verlegt er seinen Wohnsitz auf Schloss Grünbühel in Kilb. 1420 verkauft er die Burg und Herrschaft Baden an Herzog Albrecht V. [19]
  • Koloman III Seebeck ist mit Agnes Königsberger (3.Ehe) auf Seebenstein verheiratet. Nach Kolomanns Tod 1432 kaufen die Königsberger ihre Stammburg Seebenstein zurück. [20]
  • Stephan Seebeck ist 1418 Herr auf Unterturm, als Stephan 1430 stirbt, beanspruchen u.a. seine Tochter Barbara und Christoph, Jakob, Mert und Veit Seebeck das Erbe. Unterturm wird schließlich 1455 von Tibolt und Bernhard Seebeck an Hans den Ladendorfer verkauft. [21]
  • Christoph der Seebeck und seine Frau Beatrix leben 1418 zu Baumgarten, mit Sohn Veit und Töchtern Appolonia und Margareth.

  • Veit Seebeck ist 1436 mit Katharina Waser und 1452 mit Petronella verheiratet, 1452 ist er Stadtanwalt in Wien. [22]
  • Elisabeth Seebeck die Witwe von Hans Seebeck und Gattin des Heinrich Florstet zu Kattau, verkauft für ihre Töchter Juliana und Rosina die Burg Baumgarten 1503 an ihren Bruder Wilhelm Inprugker. [23]
  • Jakob von Seebeck ist von 1418-1451 Hauptmann zu Weitra, 1430 Hauptmann zu Znaim und Verwalter zu Hainburg, er ist für die Verteidigung des nördlichen Niederösterreich zur Zeit der Hussitenkriege zuständig, 1433 verhandelt er mit den Hussiten in Prag. 1946 ist er Pfleger der Burg Mödling. Von 1447-1451 ist Jakob Wiener Stadtanwalt, er vertritt die Interessen von Friedrich III (röm. Deutscher König, später Kaiser) im Wiener Stadtrat. Er ist auch oberster Jägermeister; das oberste Jägermeisteramt war erblich und wurde von 1428-1468 von den Seebecks ausgeübt, es war mit dem Amtslehen auf Burg Rappoltenkirchen/Rapotenkirchen verbunden. Die Seebecks wandelten die Burg in ein Schloss um. Seine Tochter Wildaburg ist 1451 die Frau des Thomas Zebinger zu Kranichberg. Seine Schwäger sind Heidenreich Truchseß von Grub und Hans Pruckner, die Namen seiner Schwestern sind nicht bekannt. [23, 24, 25, 26]
    Sein Bruder Diepold (Tybolt) (verh. 1456 mit Barbara, 1465 Ursula,) ist ebenfalls Lehensinhaber auf Burg Rappoltenkirchen. 1448 ist er Landesgerichtsverweser von Niederösterreich und Stadtanwalt in Wien, 1457 wird er als Pfleger zu Innerkasten /Böheimkirchen genannt. [27]
  • Mert/Mart/Martin Sebek wird 1458 als Pfarrer in Altlengbach genannt.
  • Jörg Sebeck fällt bei der Eroberung der Burg Scheuchenstein am 26.8.1464. [28]
  • Bernhard Seebeck siegelte von 1465 bis 1492 Urkunden in Wien. 1460 verzichtet er auf das Erbe das er von seinen Vettern Jakob und Tibolt bekommen hat. 1468 verpfändet Tibold die Burg Rappoltenkirchen an ihn. Er dürfte der letzte männliche Seebeck gewesen sein. [29]

Um 1500 galten die Seebeck von Seebach als ausgestorben.

 

Das Wappen der Seebeck von Seebach zeigt 3 gestürzte silberne Seerosenblätter auf rotem Schild. Sie verwendeten damit das Wappen der Seebacher von Thüringen in abgewandelter Form.

 

Mag. Ulrike Burtscher 2023.12


Bild von Dr. G. Ofner,

Emailschild beim Eingang zur ehemaligen Burg Seebach.

Bild von Dr. G. Ofner,

Kirche Seebach, Privatbesitz.

Sebeck Wappen, Codex Cotta

Siegel: Ulrich Sebeck 1392

(Zeichnung: Barbara Märzweiler)



[1] Rudolf Maurer, Die Herrn von Baden, Ihre Herren - ihre Herrschaft, in : Katalogblätter des Rollettmuseums Baden Nr.61, Baden 2006, S. 17–20.

[2] Dr. G. Ofner, Besitzer der Kirche Seebach

[3] Pfarrer Alois Plesser, Neulengbach, persönliche Notizen ca. 1930, z.H Dr. G. Ofner

[4] Rudolf Büttner, Anton Öllerer, Burger und Schlösser, Kennst Du die Heimat? Neulengbach und Umgebung, Heft Nr.5, Neulengbach 1951

[5] Dr. Gertrude Landskron, Seebach und das Geschlecht der Seebecken, persönliche Notizen ca. 1975, z.H Dr. G. Ofner

[6] Eingesehene Urkunden im gesamten Text 11.2019-11.2023, http://monasterium.net, Urkunden aus den Stiftsarchiven Melk, St. Pölten, Herzogenburg, Tulln, Krems, Göttweig, Schotten und Niederöst. Landesarchiv, Wiener Stadt- und Landesarchiv, Baden Stadtarchiv, 1268 XII 01, 1286 XII 30, 1286 X 13, 1300 V 19, 1303 II 02, 1303 I 06, 1307 II 24, 1330 II 05, 1343 VII 22, 1344 XII 23, 1447 II 18, 1351 VI 11, 1352 VII 10, StA Urk 1038, 1359 VII 10, 1364 VII 23, 1367 XI 15, 1370 IX 08, 1387 IV 14, StA Urk 1187, StA Urk 1050, StA Urk 5357,1398 III 17, 1403 III 02, STA Urk 1625, StA Urk 1693, StA Urk 1571, XXVII, 1418 IV29, 1424 I 02, XXVII, 1417 II 13, 1418 IV 29, StA Urk 2664, StA Urk 2729, StA Urk 2737, Hardegger Urk 0351, 1440 V 20, 1443 VII 21, 1481 V10, 1364 VII 23, 1398 III 17, 1768, 5264

[7] Berichte und Mitteilungen des Altertum-Vereines zu Wien, Band 28, Wien 1892

[8] Hieronymus Pez, Scriptorum rerum austriacarum, Tomus II, 1725

[9] Eveline Brugger, Birgit Wiedl, Regesten zur Geschichte der Juden in Österreich im Mittelalter, Band 1, Studien Verlag, Innsbruck 2005

[10] Werner Hammerl, burgen-austria, o.D., [http://www. burgen-austria.com], eingesehen: 27.11.2019.

[11] Ferdinand Kortan, Die Herren von Seebeckh und das Kirchlein von Seebach, Totzenbach 1943, persönliche Notizen, z. H. Dr. G. Ofner

[12] Franz Xaver Schweickhardt, Darstellung des Erzherzogthums unter der Ens, Zweiter Band, Wien 1832

[13] Peter Csendes, Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, Regesten der Urkunden aus dem Archiv des Wiener Bürgerspitals 1401-1530, Studienverlag Innsbruck 2020

[14] Eveline Brugger, Birgit Wiedl, Regesten zur Geschichte der Juden in Österreich im Mittelalter, Band 4, Studienverlag Innsbruck 2018

[15] Benedikt Kißling, Geschichte der Pfarre Kilb, Kilb 1925

[16] Harald Prickler, Öst. Städteatlas, Eisenstadt, Kommentar [http://www. arcanum.com] eingesehen 5.11.2023

[17] Franz Tschischka, Geschichte der Stadt Wien, Verlag Krabbe, Stuttgart 1847

[18] Niederösterreichisches Landesarchiv (NÖLA), Landrechtsurkunde 024

[19] Berichte und Mitteilungen des Altertum-Vereines zu Wien, Band 1, Wien 1854 und Band 7, Wien 1856

[20] Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich, Band 36, August Ernst, Die enteigneten Güter österreichischer Grundeigentümer in der Grafschaft Forchtenstein (17. Jhdt.), St. Pölten 1964

[21] Berichte und Mitteilungen des Altertum-Vereines zu Wien, Wien 1864

[22] Niederösterreichisches Landesarchiv (NÖLA), RegA Urkunden, RegA Urk Nr. 259

[23] Niederösterreichisches Landesarchiv (NÖLA), Landrechtsurkunde 063

[24] Joseph Chmel, Beiträge zur Geschichte K. Friedrichs des Vierten, Erster Band, Linz 1832

[25] Joseph Chmel, Geschichte Kaiser Friedrichs IV und seines Sohnes Maximilian I, Bd. 2, Hamburg 1843

[26] Bischöfliches Ordinariat St. Pölten, Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesan-Blatt, Bd. 14, St. Pölten 1954

[27] Oberösterreichisches Landesarchiv (OÖLA), Herrschaftsarchive, Urkunde 06.F03.01-52

[28] Berichte und Mitteilungen des Altertum-Vereines zu Wien, Band 18, Wien 1856

[29] Niederösterreichisches Landesarchiv (NÖLA), Urkundensammlung des Ständischen Archivs, StA Urkunde 2999 und 3028

 

Mag. Ulrike Burtscher 2023.12