Die Krainer Seebacher

Eine Spurensuche vom Bischof zu Laibach, zum königlichen Hof in Innsbruck und Kaiserhof in Prag

Die Krainer Seebacher Adels-Linie wird zwar in den Adelsregistern erwähnt, ist aber erst 2013 vom Archäologen Andrej Pleterski [1] dokumentiert worden, als er die Siedlungen rund um den Bleder See untersuchte.

Burg Veldes im heutigen Bled in Slowenien war Verwaltungsort der Brixner Bischöfe. Sie bekamen die Herrschaft Veldes im Herzogtum Krain am 11.4.1004 vom Ottonen König Heinrich II. geschenkt. Am Südufer des Sees liegt das Dorf Seebach heute Mlino (Mühle) und darin das Schloss Seebach, welches früher der Windisch-Graetz Familie gehörte. Es wurde 1938 abgetragen und zur Residenz von Tito umgebaut (heute Hotel Villa Bled).

 

  • Um 1300 Wilhelm von Seypach in Seebach bei Veldes (Bled).
  • 1325 Heinrich von Sepach, 6.11.1325 Siegelurkunde des Brixner Hochstifts von Veldes  „S HAINRICI DE SEPACH“, Siegel mit Pferdekopf.[2] Er ist Verwalter des Bischofs von Brixen in Bled.
  • 1358 Hans von Seepach mit Frau Dimota.
  • 1387 Mankward Seepach; Eine Siegelurkunde von Veldes 13.5.1403 bezieht sich auf den Eisenerzabbau in Vellach-Eisenkappel: Siegler war „Der erbere Merkel der Seepacher“ – Zeuge ist u.a. Oswald von Wolkhenstein.[3]
  • 1436 Hanns II, Burgherr von Flödnig (Flednick, Smlednik), kauft 1442 die Burg Stein (Kamen) Söhne: Wolfgang, Andrej, Friedrich und ev. Lenart (Leonhard – war 1463 Domherr in Oberburg.)
  • 23.2.1455 Urkunde in Brixen: „Auf Bitten des Grafen Ulrich von Cilli wird Wolfgang Seepacher, Burggraf zu Flednick ein Lebensurlaub für ein Jahr gewährt.“ [4] Wolfgang verliert den Familienbesitz in Seebach und muss die Burg Stein verkaufen.
  • Nächste Generation: Juri-, Lukas-, Lucija Seepacher
  • 1500 - 1571  Peter „Petrus“ Seebacher- (Eltern Lukas Seebacher und Marjeta Praunsperger). Er kam von der Burg Oberburg (Gornji Grad in Slowenien) und betreute die Pfarren Grafensulz, Grossrussbach und Burgschleinitz (1540 Urkunde) in Niederösterreich[5] und wurde 1558 Bischof von Laibach (1558-1568). Dort legte er eine wertvolle Bibliothek an und musste sich gegen die immer stärker werdenden Reformisten behaupten die slowenisch predigten (vor allem gegen Primus Truber: Reformist, er übersetzte die Lutherbibel ins Slowenische).[6]
  • Johann Baptist von Seebach: geb. 23.6.1546 in Burgschleinitz, gest. 22.11.1613 Graz, Sohn des Bischofs[7]
    Er war Truchsess im Dienst von Erzherzog Ferdinand II von Tirol in Innsbruck auf Schloss Ambras. Später war er Küchenmeister von Ferdinands Sohn des Marktgrafen Karl von Burgau. Er machte den Feldzug gegen die Türken mit (1592/1594) und war auch Zahlmeister bei Maria- Erzherzogin von Österreich (1584-1649, Tochter von Ferdinand II und Katharina Gonzaga, ledig, ging 1614 ins Servitenkloster in Innsbruck).[8]
    In Innsbruck bestellte er am 1.4.1593 ein Wappen (Wappenverbesserung) für sich und seine Vetter Hans-Franz und Gregor.[9] 1602 wird das Wappen auf Vetter Maximilian ausgeweitet. Neben der Wappenskizze steht „Wels 1224“ was wahrscheinlich darauf hinweist, dass der Ursprung der Krainer Seebacher in Österreich liegt, bzw. das Adelsprädikat dort ausgestellt wurde. Von 1595  bis 1612 war er Hofdiener in Prag bei Kaiser Rudolf II. Er baute die kaiserliche Bibliothek und Kunstsammlung aus und forschte selbst im Prager Alchemielabor.  (Ein Abhandlung des Paracelisten, Arztes und Dichters Alexander von Suchten über Antimon enthält die Widmung: „Zu Ehren des edlen Johann Baptist von Seebacher geschrieben.“).[10]
    Johann Baptist von Seebach dürfte Kontakte zu Philipp Jakob von Seebach (geb. 1562) gepflegt haben, der aus der Elsässischen Linie der „Thüringer Seebacher“ kommt. Dieser dürfte sich auch mit Alchemie und Philosophie befasst haben, denn der Paracelist und Rosenkreuzer Johann Friedrich Jung d. Ä. aus Strassburg hat ein Flugblatt mit der Widmung versehen „[…] Philippo Jacobo à Seebach[…]“.[11] Philipp Jakob schickt seinen Sohn Hans Georg wiederum an den Innsbrucker Hof.
  • Hans Georg Freiherr von Seebach (1594-1653), genannt Strassburger, war von 1628-1633 kaiserlicher Kämmerer am Innsbrucker Hof bei Erzherzog Leopold V und seiner Frau Claudia de Medici.[12]  Er wird in den schwedischen Freiherrenstand gehoben. Am 27.6.1631 beantragt er in Wien ein verbessertes Wappen und den Freiherrenstand für sich und seine Geschwister Felicitas, Maria, Magdalena und Susanna: „Freiherrenstand für das Reich und die Erblande, Herr zu Wörtt, Osthoffen und Großenfahnden“. Er übernimmt im Prinzip das Wappen von Johann Baptist von Seebach und ändert es ab.[13]  1635 steht er in kaiserlich-spanischem Dienst unter Philipp von Mansfeld, sein Regiment beteiligt sich 1635 an Raubzügen im Dreißigjährigen Krieg. Er wird Malteser Ritter, General-Feldmarschall, Marquis, Kaiserlicher- und Königlicher Spanischer Kriegsrat. Er fällt beim Einsatz in Girona 1653 und hinterlässt keine Nachkommen.[14]

Mag. Ulrike Burtscher 2019


[1] Andrej Pleterski, The Invisible Slavs, Ljubljana 2013, S. 124, 125, 140.

[2] Leo Santifaller, Die Urkunden der Brixner Hochstiftsarchive, Schlern-Schriften 15, Innsbruck 1929, S. 25, 374.

[3] August Dimitz, Geschichte Krains von der ältesten Zeit bis auf das Jahr 1813, Laibach 1874, S. 335, 336.

[4] Hermann Hallauer und Erich Meuthen, Quellen zur Lebensgeschichte des Nikolaus Kues, Acta Cusana, Bd. 2, Hamburg 2012, S. 860.

[5] Aloys Schützenberger, Das Decanat Pillichsdorf, in: Topographie des Erzherzogtums Österreich, Bd. 11, Wien 1831, S. 151, 152.

[6] Rolf-Dieter Kluge, Ein Leben zwischen Laibach und Tübingen, Primus Truber und seine Zeit, München 1995, S. 229, 233.

[7] Wilhelm Kühlmann und Joachim Telle, Der Frühparacelsismus, 3. Teil/1,  Berlin-Boston 2013, S. 1132, 1133.

[8] Valentin König und Johann Burkhard Mencke, Genealogische Adels-Historie…, Teil 2, Leipzig 1729, S. 1081–1089.

[9] Fischnaler Wappenkartei, Tiroler Wappenbücher 1564-1665, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Seite 105, Grafik 933.

[10] Wilhelm Kühlmann und Joachim Telle, Der Frühparacelsismus, 3 Teil/1,  Berlin/Boston 2013, S. 1132, 1133.

[11] Michael Schilling, Flugblätter religiöser Dissidenten in der Frühen Neuzeit, in: Literatur und Praktische Vernunft, Berlin-Boston 2016, S. 74–76.

[12] Michail A. Bojcov, Zum Frauenzimmer am Innsbrucker Hof Erzherzogs Sigmunds, in: Der Innsbrucker Hof.

Residenz und höfische Gesellschaft in Tirol vom 15. Bis 19. Jhd., Wien 2005,  S. 291, 295, 336.

[13] Österreichisches Staatsarchiv, Adelsarchiv, Signatur At-OeStA/AVA Adel RAA 389.11.

[14] G. Wilhelm Böhmer, Curiositäten der literarisch historischer Vor- und Mitwelt, Göttingen 1821,      S. 133-137.