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Eine bewegende Lebensgeschichte

Die Lebensgeschichte von Johannes (Hans) Gustav Moser (*)29.12.1929 in Graz, +22.05.2013 in Hannover. (Siehe Tafel 5-1, Zeile 14)

 

Hans war der uneheliche Sohn von Franz Johann Seebacher und dem ledigen Dienstmädchen Ursula Moser. Er wurde in Graz geboren, wuchs aber bis zu seinem 6. Lebensjahr bei seinen Großeltern mütterlicherseits in St. Magdalen/Kärnten auf. Dann kam er in ein Heim in Treffen bei Villach.

Als 10Jähriger wurde er von seiner inzwischen verheirateten Mutter und deren Mann, Wilhelm Karl Ast, nach Köln geholt. Durch die Bombardierungen Kölns im 2. Weltkrieg kam er über die „Kinderlandverschickung“ nach Ostpreußen, 1940 nach Insterburg, 1941 nach Fröhlichshof im Kreis Ortelsburg, wo er auch die Volksschule besuchte. Ostern 1944 war seine Schulzeit zu Ende und im Mai wurde er mit 15 Jahren zum Kriegsdienst in Ostpreußen eingezogen. Vor den anrückenden Russen floh er im November 1944 und fuhr mit dem Zug ins ausgebombte Köln. Von da aus wurde er mit der Familie Ast nach Gotha/Thüringen evakuiert. In Gotha wurde er während einer zweimonatigen Dienstverpflichtung als Bäckergehilfe im Keller verschüttet. Ab Februar 1945 verbrachte er die letzten Kriegsmonate bei der „Spatendivision“ in Thüringen. Kurz vor Kriegsende ist er mit einem Kameraden in die von Amerikanern kontrollierte Zone geflüchtet. Von Gotha ging es dann mit der ganzen Familie (einschließlich Oma Ast) zu Fuß zurück nach Köln (rund 300 km).

Von August bis Dezember 1945 fuhr er auf einem Fischkutter. Im Januar 1946 ging er dann nach Graz um seinen leiblichen Vater kennenzulernen. Dieser verschaffte Hans eine Kochlehre, die er aber abbrach. Er kehrte nach Köln zurück.

Von 1947 bis 1952 war er dann erneut als Schiffsjunge auf einem Frachter, der u. a. Holz nach England brachte. Anschließend auf einem Heeringskutter.

Seine berufliche Heimat fand er in den 1950ern durch die Ausbildung zum Krankenpfleger in Köln, wo er seine spätere Frau Traudel kennenlernte. Da ihre Eltern wiederum in Hannover lebten, zog es beide nach Hannover. Hier gründeten sie ihre Familie.

 

Aufgezeichnetes Gespräch mit Hans im Frühjahr 2013 von Jörg Gusmag

 

Johannes (Hans) Gustav Moser

 

Anmerkung:

Obwohl sich Franz Johann nie „offiziell“ zu seinem Sohn Hans bekannte, riss der Kontakt aber nie ganz ab. Verheiratet war Franz Johann nie, hatte aber mit Elisabeth Leber eine Lebenspartnerin. Mit ihr lebte er in seinem Haus in Graz bis zu seinem Tod 1965. Elisabeth lebte dort noch über mehrere Jahre und Hans hat wohl diverse Sommerurlaube in Graz verbracht, um sich um sie und Haus/Garten zu kümmern. Als „Tante Elise“ im Alter pflegebedürftig wurde, nahmen Hans und Traudel sie im Juli 1980 zu sich nach Hannover und pflegten sie bis zu ihrem Tod 1984. Sie wurde in Hannover beigesetzt, aber zu ihrem Gedenken wurde ihr Name am Grabstein von Franz Johann in Graz eingetragen. Die jüngste Tochter von Hans formulierte es so: „Ihr Körper ist in Hannover, aber ihre Seele ist nach Graz zurückgekehrt“. 

 

Jörg Gusmag 03.2023