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Der Waldfriedhof in Bruneck

In Bruneck lagen während des ersten Weltkrieges mehrere Kriegslazarette, in denen viele verwundete und kranke Soldaten und Kriegsgefangene verstarben. Da man sie nicht im städtischen Friedhof beerdigen konnte, überließ die Stadtgemeinde unter Bürgermeister Josef Schifferegger, im Jahr 1915 dem Militärkommando des Abschnittes COL DI LANA am Kühbergl, einem bewaldeten Hügel südlich der  Stadt, eine große Fläche zur Errichtung einer entsprechenden Ruhestätte. Ein in Bruneck diensttuender Pionieroffizier, Architekt Ing. A. Bechtold aus Bregenz, gestaltete den Friedhof so, dass er sich harmonisch in das Bild des Waldes einfügte. Gegenüber der Ursulinenkirche baute man eine kleine Holzkapelle, in der man die Totenfeiern für die Gefallenen hielt und die später unter dem Faschismus wieder entfernt wurde. Es ruhen hier in Einzel- und Massengräbern 669 Soldaten der österreichisch - ungarischen Armee, 103 russische, 13 serbische und 7 rumänische Kriegsgefangene. Die 77 italienischen Soldaten wurden 1932 in das neu errichtete Mausoleum in Pocὀl, die 45 deutschen in das Ehrenmal auf dem Pordoipass umgebettet. Aus dem zweiten Weltkrieg liegen hier 19 deutsche Soldaten, die bei Bombenangriffen ihr Leben ließen, ein italienischer Offizier und fünf Brunecker, die in den letzten Kriegstagen in der Nähe gefallen sind und hierher gebracht werden konnten. Die Grabmale sind mit kunstvoll verzierten Holzsymbolen geschmückt, die auch die Konfession der Bestatteten berücksichtigten: katholische Kreuze, jüdische Davidsterne, russische Orthodoxen-doppelbalkenkreuze, der Halbmond für Mohammedaner. Die Friedhofs- und Bestattungsarbeiten übernahmen während des Weltkrieges russische und serbische Kriegsgefangene, 1919 wurde dann das Frauenkomitee Waldfriedhof Bruneck gegründet, das seitdem die Pflege übernommen hat.

 

Literatur: Stadtarchiv Bruneck (Hg.), Ewiges Gedenken und bleibende Schuld. 100 Jahre Waldfriedhof Bruneck, Bruneck 2015

Foto Mag. Ulrike Burtscher