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Erinnerungen eines Bozner Laubengasslers

Luis Seebacher 1920-2011

Luis Seebacher entstammte einer Generation von Seebacher-Zimmermännern aus Bozen.

 

Seine Familie geht auf Peter Seebacher [5.1.6] zurück, der 1738 als Sohn von Johann [4.1.3] in Wangen geboren wurde. Peter heiratete 1773 nach Afing (Jenesien) und begründete mit 8 Kindern den „Afinger Seebacher Familienzweig“. Gegen 1855 zog Peters Enkel Nikolaus [7.3.9] nach Bozen.

 

Luis Seebacher [10.9.1] wurde 1920 in Altötting/Bayern geboren, als sein Vater Luis [9.4.5] auf einer Großbaustelle arbeitete. Er besuchte die italienische Volkschule und das Franziskaner Gymnasium in Bozen. Den Militärdienst leistete er in Turin, 1939 entschied er sich für die Option und kam in die Deutsche Wehrmacht zur Grundausbildung nach München, wo er seine Frau Barbara kennenlernte. Im Krieg war er als Nachrichtentechniker an der Ostfront.

 

Seine Familie optierte 1939 ebenfalls und zog in die Heimat seiner Mutter nach Bludenz/Vorarlberg. Luis übersiedelte 1945, inzwischen mit Frau und Kind, auch nach Bludenz und arbeitete zuerst im Stollenbau.

 

Er engagierte sich für die Gewerkschaft und wurde 1950 Landesobmann der Bau- und Holzarbeiter.

1961 übersiedelte er nach Wien und wurde zuerst stellvertretender- und 1974 Zentralsekretär des Österreichischen Gewerkschaftsbundes-Bau-Holz.

 

Bald nach der Pensionierung 1986 begann er seine Recherchen über seine Jugendjahre und Herkunft in Bozen. („Denn meine Enkelkinder sollen wissen, wo ihr Großvater herkommt!“)

 

Luis ist Träger des “Goldenen (1971) und Großen Ehrenzeichens (1982) für die Verdienste um die Republik Österreich“.

Wenn alles in Scherben fällt - Erinnerungen eines Bozner Laubengasslers

 

Luis Seebachers Buch ist ein wichtiges Zeitdokument über Bozen in den Zwanziger- und Dreißigerjahren.

 

Luis beschreibt die schwierigen Jahre der Wirtschaftskriese, als sein Vater die Arbeit verliert- und  den heftigen Übergang vom Südtiroler Kindergarten in die italienische Volksschule. Sein Aufwachsen im faschistischen Bozen, die Militärjahre und die Option der Familie spiegeln die konfliktreichen Südtiroler Zwischenkriegsjahre.

 

Und wie so viele Südtiroler war er die Kriegsjahre an der Ostfront. Seine Kriegserinnerungen liefern ein fesselndes Dokument unserer Väter- und Großvätergeneration.

 

 

Mag. Ulrike Burtscher, Feb. 2021